Zum Auftakt neuer Proteste im Vorfeld der für September geplanten Kommunalwahl in Moskau hat die Polizei dutzende Menschen festgenommen. Vor dem Rathaus in der Hauptstadt wurden mindestens 50 Demonstranten von der Polizei abgeführt, berichtete zunächst ein AFP-Reporter. Das Bürgerrechtsportal OWD-Info sprach von mehr als 200 Festnahmen. Zuvor hatte die Polizei bereits die Wahlkampfbüros mehrerer Verbündeter von Oppositionsführer Alexej Nawalny durchsucht.
Über Facebook organisiert
Zahlreiche Oppositionskandidaten waren kürzlich wegen angeblicher formaler Mängel von den Kommunalwahlen ausgeschlossen worden. Dagegen protestierten am Sonntag vergangener Woche mehr als 20.000 Menschen in der russischen Hauptstadt – es war die größte Demonstration seit Jahren.
Fast eine Woche später haben sich erneut Oppositionelle vor dem Moskauer Rathaus versammelt. Die Behörden hatten die Demonstration nicht genehmigt. Die Regierungsgegner hatten sich nach Agenturberichten auch über das Online-Netzwerk Facebook organisiert. Auf der Gegenseite verstärkten die Behörden ihr Vorgehen gegen die Opposition. Kreml-Kritiker Nawalny selbst war am Mittwoch zu 30 Tagen Haft verurteilt worden, weil er zu dem nicht genehmigten Protest aufgerufen hatte.
Nawalny ist einer der prominentesten Gegenspieler des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Demonstrationen organisiert, was ihm immer wieder kurze Haftstrafen einbrachte. Im Februar 2014 war er im Zuge von Betrugsermittlungen für zehn Monate unter Hausarrest gestellt worden.