Scharfe Kritik formulieren Mathelehrer aus Sachsen-Anhalt an den diesjährigen Abituraufgaben in ihrem Fach. Die Mathematik-Klausuren seien zu schwer und selbst für gute Schüler nicht vollständig lösbar gewesen, berichtet die Magdeburger “Volksstimme” unter Berufung auf mehrere Fachlehrer.
“Entweder waren die Aufgaben handwerklich derart schlecht gestellt, dass man sie nicht lösen konnte oder sie waren gar nicht Bestandteil des Lehrplans”, zitiert der Bericht den Leiter eines Magdeburger Gymnasiums. So habe sich eine Aufgabe auf sogenannte “Vertrauensintervalle” bezogen: “Der Inhalt aber ist so im Unterricht gar nicht vorgesehen.” Selbst die besten Schüler hätten daher auch bei optimaler Vorbereitung nur 89 von 100 zu vergebenden Klausurpunkten erzielen können.
Die Aufgaben, die aus einem länderübergreifenden Pool stammen, wurden für die Abiturienten in Sachsen-Anhalt von einer Landeskommission ausgewählt und angepasst. Der Kommission gehören Schulpraktiker und Wissenschaftler an. Dennoch zeigten sich zahlreiche Lehrer unzufrieden, zum Teil seien Aufgaben schlicht nicht verständlich gewesen. “Ich würde meinen Schülern empfehlen, Rechtsmittel einzulegen”, zitiert der Bericht einen Lehrer aus dem Harz – zumal dann, wenn es, etwa bei NC-Studienfächern, für die Abiturienten auf Zehntelnoten ankomme.
Vorbild Brandenburg
Auch in anderen Bundesländern gibt es derzeit Diskussionen um das diesjährige Abitur. Mehrfach hatten Schüler mit Onlinepetitionen gegen Klausuraufgaben protestiert, die ihrer Meinung nach zu schwer ausgefallen waren. So hatten unter anderem mehr als 35.000 Unterzeichner eine Neubewertung der Englisch-Klausur in Baden-Württemberg gefordert.
Im Magdeburger Bildungsministerium und im Landesschulamt sind die Vorwürfe bekannt, bisher habe man davon aber nur informell erfahren, sagte ein Ministeriumssprecher der “Volksstimme”: “Derzeit gibt es keine Ansatzpunkte, Aufgabenstellungen infrage zu stellen.” Lehrer hätten zudem einen Bewertungsspielraum, den sie ausschöpfen können.
Die Kritiker des diesjährigen Matheabiturs verweisen unterdessen auf Erfahrungen aus Brandenburg. Dort hatte es im vergangenen Jahr eine ganz ähnliche Situation gegeben. Weil in der Prüfung Aufgaben gestellt worden waren, die an vielen Schulen gar nicht behandelt worden waren, hatte das Ministerium nach heftigen Diskussion schließlich eingelenkt: Rund 6000 Abiturienten erhielten das Angebot, ihre Matheklausur noch einmal neu zu schreiben.