Die Situation an Bord des spanischen Rettungsschiffs “Open Arms” wird Augenzeugen zufolge immer kritischer. “Jede Sekunde, die vergeht, rückt die Explosion dieser Bombe näher. Entweder jemand schneidet jetzt das rote Kabel durch und deaktiviert sie, oder die ‘Open Arms’ wird explodieren”, warnte Kapitän Marc Reig mit Blick auf eine drohende Eskalation der Lage an Bord. Derzeit sind noch 134 Migranten auf dem vor Lampedusa liegenden Schiff, zum Teil harren sie seit mehr als zwei Wochen auf engstem Raum aus.
Die “Open Arms” befindet sich seit Donnerstag in unmittelbarer Nähe der italienischen Insel, darf wegen des harten Kurses des rechten Innenminister Matteo Salvini aber nicht anlegen. Der spanische Fernsehsender RTVE zeigte am Samstag Bilder erschöpfter und aufgebrachter Migranten, die Land sehen, dieses aber nicht betreten dürfen. “Warum? Warum?”, rief ein Mann immer wieder. Kapitän Reig versuchte, ihn und andere resignierte Migranten zu beruhigen.
“Die Menschen verlieren die Geduld und sind sehr nervös”, sagte eine Reporterin an Bord. Es sei schwer zu ertragen, die nur 800 Meter entfernte Insel nicht betreten zu dürfen. Einige Migranten hätten gedroht, ins Wasser zu springen.
Salvini lässt einige Minderjährige von Bord
Salvini lenkte derweil etwas ein: Er werde erlauben, dass Minderjährige von dem Schiff an Land gehen dürfen, teilte Salvini mit. “Gegen meinen Willen”, wie er schrieb, und auch nur, weil ihn Ministerpräsident Giuseppe Conte darum gebeten habe. 27 unbegleitete Minderjährige auf der “Open Arms” dürften von Bord, twitterte die Hilfsorganisation Proactiva Open Arms.
Sechs EU-Länder, darunter Deutschland und Spanien, hatten sich zuletzt bereit erklärt, Migranten zu übernehmen. Dennoch darf die “Open Arms” bislang nicht in den Hafen einfahren.
Südlich von Sizilien wartete auch das Rettungsschiff “Ocean Viking” mit 356 Migranten auf die Erlaubnis, in einen sicheren Hafen fahren zu können. Die Organisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen hatten die Menschen in mehreren Einsätzen in Sicherheit gebracht.